Rückenschmerzen

Tiefe Muskelgruppen – wenn der Rücken schmerzt

Bei Rückenschmerzen neigt man als Betroffener  zur Schonung. Dabei ist der Schmerz im Rücken ein Wink mit dem Zaunpfahl: Die meisten Rückenschmerzen sind weniger auf eine körperliche Überbelastung, als eher auf eine körperliche Unterbelastung zurück zu führen.

Die Muskulatur wird schlecht durchblutet, verkümmert und erfüllt nicht mehr die Schutzfunktionen. Wenn im Zusammenhang mit Rückenschmerzen von Überbelastung  gesprochen werden kann, ist diese eher im physiologischen Bereich zu suchen, denn:

Stress fördert Muskelverspannung – Muskelverspannung führt zur Verengung von Gefäßen und Druck auf die Bandscheiben- verengte Gefäße führen zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff,  welcher nicht nur den Muskeln, sondern auch dem Bindegewebe und allen anderen Strukturen fehlt: der Verspannungsgrad erhöht sich weiter und kann letztlich einen Bandscheibenvorfall auslösen.

In akuten Schmerzsituationen sollte erst von ärztlicher Seite abgeklärt sein, ob nicht etwaige Entzündungen oder schwerwiegende Erkrankungen vorliegen, die ein Bewegungstraining absolut ausschließen.

Sollte dies nicht der Fall sein, sind Stress oder Zwangshaltungen, oder eine Verbindung aus beidem, die wahscheinlichste Ursache Ihrer Schmerzen. Versuchen Sie im ersten Schritt herauszufinden, bei welchen Gelegenheiten und Bewegungen der Schmerz verstärkt auftritt. Diese Informationen sind für Ihren Physiotherapeuten von unschätzbarer Bedeutung, um Ihnen die für Sie geeignetste ergonomische und/oder therapeutische Hilfe zu leisten, die Sie im nächsten Schritt unbedingt in Anspruch nehmen sollten.

Spezielles Training

Unabhängig vom Ursprung der Rückenschmerzen ist in den meisten Fällen zunächst ein spezielles Training durchzuführen, die  segmentale Stabilisation. Wir haben drei verschieden geartete Muskelschichten, die unseren Körper bewegen und halten. Die oberflächlichen Muskeln für die Kraft, die wir auch bewusst steuern können, sowie die mittleren Muskelschichten für Ausdauer und Beweglichkeit trainieren wir z.B. im Fitness-Studio.

Die tiefliegenden Muskeln sind zuständig für die Sicherung Ihrer Wirbelsäule (=segmentale Stabilisation). Diese Muskeln stabilisieren die einzelnen Wirbel und sind bereits am vorsichern, während Sie die gewünschte Bewegung noch gar nicht ausgeführt  haben. Studien belegen, dass beim Rückenschmerzpatienten genau diese sehr frühzeitige muskuläre Absicherung nicht mehr gut funktioniert und die Muskeln zeitlich gesehen zu spät dran sind, um die Wirbelsäule bewegungsgerecht zu stabilisieren.

Für den Rückenschmerzpatienten bedeutet das, dass genau diese tiefliegenden Muskeln in einem ersten Trainingsschritt wieder besser angesteuert werden. Dazu gibt es besondere Übungen, die mit den üblichen Krafttrainingsgeräten nicht durchzuführen sind. Im Rückenzentrum lernen Sie sinnvolle Übungen zur segmentalen Stabilisation, auf die Sie bei Rückenschmerzen auch im Alltag immer wieder zurück greifen können.

Behandlung von Rückenschmerz – so viel wie nötig, so wenig wie möglich

Der Rücken ist für viele Menschen die gesundheitliche Achillesferse.

Bewegungsmangel durch stundenlanges Sitzen vor dem Monitor, Fehlbelastung durch einseitige Arbeitsabläufe und auch Übergewicht belasten unseren Stützapparat mehr denn je.

Dennoch sind Rückenschmerzen kein Schicksal, dem man sich ergeben muss.

Der Sportmediziner Dr. Jens Krüger aus Konstanz klärt für Ergonomie Land Bodensee auf, welche die häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen sind und welche Diagnose- und konservativen Therapieverfahren erfolgsversprechend sind.

Symptome und Ursachen

Rückenschmerzen sind häufig ein Ausdruck von Stress und Unter- bzw. Fehlbelastung der Wirbelsäule infolge von Fehlstellungen oder muskulären Fehlhaltungen.

Auch Verbiegungen und Verdrehungen der Wirbelsäule (sog. Skoliosen) führen mitunter zu Rückenbeschwerden. Andere Ursachen können auch Achsenfehler der Beine, wie etwa O- bzw. X-Beine oder Beinlängendifferenzen sowie Veränderungen an den Hüftgelenken sein.

Aber auch funktionelle Störungen, wie z. B. Wirbelgelenkblockaden (der sog. „eingeklemmte Nerv“), führen zu muskulären Fehlhaltungen mit verkürzten Muskeln und Bändern.

Hieraus erfolgt eine Fixierung der entstandenen Wirbelsäulenfehlstatik.

Diagnose

Die Korrektur einer Wirbelsäulenfehlstatik sollte daher der erste Schritt in der Therapie von chronischen Rückenschmerzen sein. Für die Diagnose und Verlaufskontrolle von Wirbelsäulen- und Haltungsproblemen standen bisher nur klinische und röntgenologische Untersuchungsmethoden zu Verfügung. Röntgenaufnahmen und damit eine Strahlenbelastung für den Patienten sind heute jedoch in vielen Fällen entbehrlich.

Mit der Microswingrastertechnologie (Bioswing), einer dreidimensionalen Wirbelsäulenvermessung, existiert ein neues Untersuchungsverfahren, das ohne Röntgenbelastung für die Diagnostik und Verlauf bei Wirbelsäulenproblemen und Fehlstellungen eingesetzt wird.

Da es sich um eine „körperneutrale“ Untersuchungsmethode handelt, die mittels Sensorentechnik erstellt wird, bestehen keinerlei Nebenwirkungen.

Die Messung registriert die posturale (tiefe Muskeln) Differenzen. Noch während der Vermessung kann ggf. ein exakter Beinlängenausgleich vorgenommen werden. Die optimale Korrektur wird auf der variablen Plattform simuliert. Hier können Abweichungen vom Lot, eine Verkrümmung der Wirbelsäule bzw. Verdrehung der einzelnen Wirbelkörper zueinander (Skoliose) eindeutig erkannt werden.

Das 3-D Bild wird von der Sensorik aufgenommen, in den Computer übertragen und nachfolgend ausgewertet. Alte und neue Untersuchungsergebnisse können bei Bedarf unmittelbar verglichen werden. Eine exakte Verlaufsbobachtung zu differenzierten  Therapieplanung bei Rückenschmerzen wird hierdurch ermöglicht.

Therapie

Oftmals wird anhand der Ergebnisse der 3-D Wirbelsäulenvermessung und einer dynamischen Ganganalyse  die bestehenden körperstatischen Differenzen mithilfe von für den Patienten individuell angepassten, sogenannten propriozeptiven Einlagen, ausgeglichen.

Die orthopädietechnische Versorgung mit diesen Schuheinlagen vermag eine Normalisierung der Körperstatik und eine Verbesserung der davon abhängigen Bewegungen zu bewirken.

Die durch Fehlstatik bedingten Rückenschmerzen können damit signifikant gelindert werden.

Je nach Befund und Diagnose werden außerdem Neuraltherapie, Chirotherapie, Akkupunktur und Trigger-Stoffwechseltherapie eingesetzt, sowie physico-mechanische Therapien allein oder auch in Kombination mit verschiedenen Medikamenten verordnet.

Neben diesen ärztlichen Behandlungsmaßnahmen wirkt auch eine speziell abgestimmte Physiotherapie (Rückenzentrum Konstanz) unterstützend. Bevor operative Maßnahmen aufgrund der Beschwerden medizinisch notwendig werden, sollte eine konsequente Anwendung der speziell abgestimmten Rückenschmerztherapie vorgenommen werden.

Deshalb ist eine Operation grundsätzlich erst dann zu empfehlen, wenn alle anderen konservativen Maßnahmen, einschließlich minimal-invasiver, gezielter schmerztherapeutischer Verfahren, erfolglos geblieben sind.

Nachhaltigkeit

Nach einer erfolgreichen Rückenschmerztherapie müssen unbedingt die Ursachen neutralisiert werden. Oftmals sind es einfache Veränderungen. Sehr oft werden durch Arbeitsplatzanalysen Fehlerquellen praktisch erkannt und können zeitnah in Verbindung mit dem Arbeitgeber beseitigt werden. Ineffiziente Bürodrehstühle, Lifttische oder auch fehlende Bildschirmhalterungen sind öfter als man glauben mag die Ursache. Progressive Entspannungstherapie, Stress Impfungstraining

Dr. Jens Krüger, Sportwissenschaftler

Fachlicher Leiter GANGBILD Konstanz

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